Mittwoch, 21. März 2007

Demographie-Experte Dr. Münz referierte in der FH Wieselburg

Am 6. März hielt der international anerkannte Demographie-Experte und Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Erste Bank, Dr. Rainer Münz, einen Vortrag in der FH Wieselburg mit dem bewusst provokanten Thema „Leben wir zu lange? Auswirkungen der demographischen Entwicklung auf Wirtschaft und Gesellschaft“ vor einem breiten Auditorium von FH-Studenten und Schülern des Josephinums. Zu Beginn veranschaulichte er die alarmierende Bevölkerungsentwicklungsprognosen in Österreich bis zum Jahr 2050, die sich mit einem prägnanten Satz zusammenfasst lassen: mehr Alte, weniger Junge. Durch die stark steigende Lebenserwartung (jährlich steigt die durchschnittliche Lebenserwartung um 2-3 Monate) und den anhaltenden Geburtenrückgang ist seiner Ansicht nach die Politik gefordert, um eine Schieflage des staatlichen Pensionssystems zu vermeiden. Auswege sieht er in der Schaffung von funktionierenden Arbeitsmärkten für Ältere (z.B. durch Leistungslöhne statt Vorrückungslöhne) und verbesserten Umschulungen für ältere Arbeitnehmer mit dem Ziel, das tatsächliche Pensionsantrittsalter nach oben hin zu korrigieren (von derzeit 57 für Frauen bzw. 59 Jahren für Männer auf die vorgegebenen 60 bzw. 65 Jahren). Andererseits soll der Staat durch mehr Kinderbetreuungsplätze und der Umstellung des Schulsystems auf Nachmittagsbetreuung die Kindererziehung mit dem Job leichter vereinbar machen, um den anhaltenden Trend zur Kinderarmut umzukehren. Wenn diese beiden Vorschläge aber nicht greifen, sieht Dr. Münz mögliche in Pensionskürzungen. Bei anhaltendem Trend zur Frühpension wäre das System zukünftig nicht mehr finanzierbar. Jedenfalls rät Münz zu vermehrter individueller Vorsorge Die Schüler und Studenten beteiligten sich aktiv mit interessierten Fragen bei diesem kontroversiell diskutierten Thema und nahmen neue Sichtweisen und Perspektiven mit.

Artikel zuerst erschienen im Bezirksblatt Scheibbs am 14. März 2007.